Das Jahr 2023 ist für die Welt der Finanzen recht turbulent verlaufen, war es doch von Zinserhöhungen, geopolitischen Spannungen und wirtschaftlicher Instabilität geprägt. Vor diesem Hintergrund ist das europäische Private-Equity-Geschäft besser gelaufen als viele vorhergesagt hatten. Vor allem in zwei Bereichen hat die Branche die Erwartungen übertroffen. Welche dies waren, zeigt die Ellstone AG anhand der Ergebnisse des «2023 Annual European PE Breakdown» von PitchBook auf.
Zahl der Geschäftsabschlüsse gestiegen
Begründet ist die überraschend gute Jahresbilanz 2023 vor allem in den starken Ergebnissen bei der Zahl der Geschäftsabschlüsse und dem eingeworbenen Kapital. So schloss die europäische Private-Equity-Branche das Jahr mit geschätzt 7.590 Transaktionen im Gesamtwert von 420,5 Milliarden Euro ab. Obwohl der Transaktionswert damit um 26,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging, lag er noch immer um 10 bis 20 Prozent über dem Niveau von vor 2021 und hat sich damit als robust erwiesen. Besondere Widerstandsfähigkeit bewies die Branche bei der Zahl der abgeschlossenen Deals: Diese legte gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent zu.
Mega-Deals haben im höheren Zinsumfeld an Beliebtheit verloren
Allerdings haben makroökonomische Variablen die Art der Transaktionen massgeblich beeinflusst. Die Ellstone AG erläutert die Bedeutung vor allem des aktuellen Zinsniveaus: Infolge der Zinsanhebungen durch die europäische Zentralbank sind die Kosten für die Aufnahme von Krediten im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Dadurch haben grosse Transaktionen mit hohem Fremdkapitalanteil deutlich an Beliebtheit verloren. So erreichten Mega-Deals im Wert von 1 Milliarde Euro oder mehr mit 42 Transaktionen den niedrigsten Stand seit 2014. Ganz anders fiel die Entwicklung bei Abschlüssen in der Grössenordnung von 500 Millionen bis 1 Milliarde Euro aus: Diese legten gemessen am Transaktionswert um 12,1 Prozent zu und waren die einzige Grössenklasse, die 2023 ein Wachstum aufwiesen.
Add-ons haben an Beliebtheit gewonnen
Wie die Ellstone AG hervorhebt, ist der Finanzierungsproblematik auch eine andere Entwicklung zuzuschreiben: Da die Investoren im aktuellen Zinsumfeld Deals bevorzugen, für die weniger Fremdkapital benötigt wird, haben kleinere Deals an Attraktivität gewonnen. Dies hat zu einem deutlichen Aufschwung bei Add-on-Transaktionen geführt: Diese machten im vergangenen Jahr 54,7 Prozent der Private-Equity-Abschlüsse in Europa aus und erreichten damit den grössten Marktanteil der vergangenen zehn Jahre.
2023 könnte Rekordjahr bei der Mittelbeschaffung werden
Der zweite Bereich, in dem die europäische Private-Equity-Branche 2023 besser als erwartet abschnitt, war die Mittelbeschaffung: Insgesamt 117,8 Milliarden Euro an neuem Kapital wurden 2023 von Investoren eingeworben. Da die Verarbeitung der Daten für das vergangene Jahre noch nicht abgeschlossen ist, rechnen die PitchBook-Analysten damit, dass die Summe noch steigen und das Rekordergebnis von 118,7 Milliarden Euro aus dem Jahr 2021 erreichen oder sogar übertreffen wird.